Todeslabyrinth by Susan Schwartz

Todeslabyrinth by Susan Schwartz

Autor:Susan Schwartz [Schwartz, Susan ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Neuroversum, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2013-04-05T01:00:00+00:00


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Ich wandere durch die Straßen einer Stadt, die mir bekannt vorkommt, mich aber an nichts erinnert, was ich jemals gesehen habe. Das mag widersprüchlich klingen, aber genau so ist es. Denn diese Stadt lebt. Ihre Häuser bewegen sich, wobei sie immerhin nicht durch die Gegend wandern, und außer mir existiert hier niemand. Es gibt keine Bewohner. All die Fenster und Türen, nichts davon ist echt. Ich habe es ausprobiert. Bin die Stufen hinaufgegangen, habe die Türen berührt. Glatte Wand.

Außerdem singen diese Häuser, in einer Sprache, die ich nicht verstehe. Doch es ist mir unheimlich, was sie zu erzählen haben, es klingt nicht allzu fröhlich.

Ich glaube, ich habe einmal eine gläserne Stadt betreten, die war das Gegenteil zu dieser hier. Dort konnte man überall hindurch- und hineinsehen, und man war zugleich drin wie draußen. Mir wäre das unangenehm, weil ich mich in meiner Intimsphäre gestört fühlte. Ich bin da ganz altmodisch und verklemmt, zugegeben.

Aber draußen bleiben zu müssen und überhaupt keinen Einblick zu erhalten ist auch nicht viel angenehmer. Ich bin ein Fremdkörper. Wobei ich nicht das Gefühl habe, unwillkommen zu sein.

Ist es ein Sinnbild? Malt mein Verstand mir dieses Bild, um mir anzuzeigen, dass ich gegen die Wände meines Inneren anrenne?

»Lieber Verstand des unbekannten Irgendwer«, schicke ich eine Botschaft an mich. »Es hat überhaupt keinen Sinn, subtil zu sein. Dafür bin ich zu pragmatisch. Sag mir geradeheraus, was du willst, und ich werde mich bemühen, es zu erfüllen.«

Ich berühre eine Wand und zucke zurück, als mich der Stoß einer elektrischen Entladung trifft. Gleich versuche ich es noch einmal. Und spüre ... ein Pulsieren. Nein, das bin nicht ich, keine Wand in meinem Verstand, gegen die ich anrenne. Das ist etwas sehr Fremdes, und es lebt.

Es ist gar keine Reise ins Ich, ich bin hier, an einem unbekannten Ort, ausgesetzt und allein. Zu welchem Zweck? War es genau so beabsichtigt, oder ist etwas schiefgegangen?

Wenn ein Ziel dahintersteckt, wäre es hilfreich zu wissen, welches. Und vor allem, wer ich bin, damit ich weiß, was zu tun ist. Es sind nur Fragmente da: Ich bin Terraner, ich war zuletzt in Terrania, in einer Klinik. Vielleicht bloß zu einer Schönheits-OP, wer weiß.

Ich betaste mein Gesicht. Narben gibt es keine. Ich spüre Glätte, weder warm noch kalt. Wenn ich mir meine Hände anschaue, sehe ich eine nahezu farblose Haut, so wie der Himmel und die Stadt und alles um mich herum. Insofern bin ich der Umgebung perfekt angepasst. Und trotzdem bin ich fremd.

Und allein. Alles ist verlassen. Abgesehen von dem schaurigen Gesang der Häuser höre ich nichts, es gibt keine weiteren Geräusche. Selbst meine Schritte dämpft der Boden. Er besteht nicht aus hartem Pflaster, aber er gibt auch nicht nach. Er ist eintönig grau, ohne Struktur, ohne Erhebung.

»Könnt ihr nicht endlich mal leiser sein?«, schreie ich die Häuser an. »Oder euch wenigstens auf eine Melodie einigen?«

Dieses Gejaule und Gewimmer, das Herauf- und Herunterleiern von Tonfolgen, dieses sich alles überlagernde Gedudel und Gejodle geht mir gehörig auf die Nerven. Alles durcheinander, keine Harmonie, sondern misstönend. Wie Gespenstermusik, nur viel schlimmer.



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